Irrtum Nr. 2: "Dann konzentrieren wir also in Zukunft unsere Maßnahmen auf Kunden mit besonders hohem Customer Lifetime Value."
Das wäre ein gutes Beispiel dafür, dass man auch auf Basis der richtigen Kennzahl die falschen Entscheidungen treffen kann. Wenn eine Kundengruppe einen hohen Customer Lifetime Value hat, so ist das sicher erfreulich. Es sagt allerdings nichts darüber aus, ob sich dieser mit Hilfe von Marketingmaßnahmen weiter steigern lässt. Und das sind die zentralen Fragen einer Direktmarketingstrategie, die sich auf den Customer Lifetime Value stützt: Wie lässt sich der Customer Lifetime Value steigern? Mit welchen Maßnahmen? Bei welcher Kundengruppe? Beantworten lassen sie sich nur durch Experimente. Genauer gesagt: durch Testkampagnen und eine kontrollgruppengestützte Erfolgsmessung. Bei dieser Methodik, die ganz ähnlich auch in klinischen Medikamententests angewandt wird, vergleicht man die Entwicklung einer Kennzahl (zum Beispiel des Customer Lifetime Values) zwischen einer Testgruppe (die in den Genuss einer Marketingmaßnahme gekommen ist) und einer Kontrollgruppe (die diese Maßnahme nicht bekommen hat, aber identisch zusammengesetzt ist wie die Testgruppe). Das ist der einzige Weg, sichere Aussagen über den Erfolg von Marketingmaßnahmen zu generieren. Die richtige organisatorisch-technische Umsetzung von Kontrollgruppen ist ein Thema für sich, das als Basis für ein erfolgreiches datengetriebenes Direktmarketing unerlässlich ist. Noch anspruchsvoller wird es, wenn man auch dort eine zuverlässige Erfolgsmessung installieren will, wo es unmöglich ist, mit Kontrollgruppen zu arbeiten, wie etwa bei den meisten Online-Kampagnen; in solchen Fällen arbeitet man idealerweise mit Ansätzen aus der Bayes-Statistik. Man braucht also Voraussetzungen, um einen Customer Lifetime Value wirklich optimal nutzen zu können. Das bringt uns auch gleich zum letzten Irrtum